Der Film

 

„Zeichnen gegen das Vergessen“ ist ein Film, der keinem kommerziellen Gedanken folgt und sich keinem Genre unterordnet: Ist er Portrait, ist er Kunstfilm, ist er Geschichtsdrama, beschäftigt er sich mit sozialen, gesellschaftskritischen Fragen? Er ist eine Mischung von all dem. Ganz ohne die sonst in Dokumentationen häufig verwendeten Archivbilder macht er das Grauen, das im Namen eines Rassismus-Wahns geschehen ist, deutlich. Es geht um Kinder, die Unschuldigsten der Unschuldigen in einer Gesellschaft und in einem Krieg.

 

„Was ist mit den Kindern passiert, die in der falschen Wiege lagen, was ist da passiert?“, fragt sich der österreichische Künstler Manfred Bockelmann. Er ist 1943 geboren und hat sich nun eine Lebensaufgabe gesetzt: Er will die unzähligen Kinder und Jugendlichen, die von den Nazis ermordet wurden und als statistische Nummer in den Archiven verschwanden, ans Licht bringen. Den Nummern wieder ein Gesicht, eine Persönlichkeit geben, das ist sein Ziel. Mit Kohlestift auf grober Juteleinwand zeichnet er in horizontalen Linien ein Portrait nach dem anderen. Diese Kinder schauen uns von Angst erfüllt, fragend an: „Warum ich? Was habe ich falsch gemacht?“

Der Moment der Entwurzelung und völligen Orientierungslosigkeit ist auf den erkennungsdienstlichen Fotos festgehalten, die die SS von ihren Opfern gemacht hat. Diese Fotos benutzt Manfred Bockelmann als Vorlage für seine Zeichnungen.

 

Durch die Augen des Künstlers begibt sich der Film auf eine Reise zu Archiven in die USA und in das Konzentrationslager Auschwitz und begegnet Kindern von damals, Holocaust-Überlebenden. Dabei entsteht eine emotionale Verstrickung, die mit eindringlicher Assoziations- und Bildsprache unmittelbar auf den Zuschauer wirkt.

 

Dieser Film ist ein Aufruf zu mehr Toleranz und Menschlichkeit.

Der Film sucht keine Schuldigen, sondern zeigt mit positiver Kraft, dass es notwendig ist hinzuschauen, nicht zu verdrängen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Er erinnert an den Wert einer empathischen Mitmenschlichkeit – eben nicht nur der Vergangenheit gegenüber, sondern auch jetzt und hier, in unserer Gegenwart.

 

„Für mich ist es egal, was für eine Nationalität jemand hat.

Deutscher, Pole, Engländer, Russe... Was für ein Mensch ist das? Das ist wichtig.“

Tadeusz Smreczynski (Holocaust-Überlebender)